Buchvorstellung: Dirk Stolper, Eichmanns Anwalt. Robert Servatius als Verteidiger in NS-Strafverfahren, 6. November 2025, 18:30 Uhr
Der Kölner Rechtsanwalt Robert Servatius erlangte 1961 weltweite Bekanntheit: Er verteidigte in Jerusalem Adolf Eichmann, der während des Zweiten Weltkriegs aus dem Berliner Reichssicherheitshauptamt die Deportation der europäischen Juden in die Vernichtungslager organisiert hatte. Als Servatius das Mandat Eichmann übernahm, hatte er schon viele ehemalige Nationalsozialisten verteidigt: Angefangen im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess, wo er neben Fritz Sauckel, einem Hauptverantwortlichen für den Zwangsarbeitereinsatz, auch die Gruppe der „Politischen Leiter“ verteidigte, übernahm er in den Nürnberger Nachfolgeprozessen die Verteidigung von Hitlers Leibarzt Karl Brandt, der sich im Ärzteprozess wegen Euthanasieverbrechen verantworten musste, sowie im „Wilhelmstraßenprozess“ das Mandat von Paul Pleiger (Vorstandsvorsitzender der Hermann-Göring-Werke und Reichsbeauftragter für Kohle im Dritten Reich). Servatius verteidigte außerdem Gestapo-Beamte in Luxemburg, den ehemaligen Gauleiter Kölns sowie den Reichskommissar für Belgien und Nordfrankreich, Josef Grohé, daneben Polizisten, SS-Männer und NS-Verwaltungsbeamte.
Dirk Stolper untersucht in seiner Studie „Eichmanns Anwalt. Robert Servatius als Verteidiger in NS-Strafverfahren“ nicht nur die Biografie und die öffentliche Wahrnehmung von Servatius, sondern beleuchtet insbesondere die von ihm entwickelten Verteidigungsstrategien in NS-Prozessen zwischen 1945 und 1975 sowie deren Rezeption in der Öffentlichkeit.
Dirk Stolper ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.