26. Jahrestagung, Deutsche Justiz im (Post)Kolonialismus, 27. bis 29. September 2024, Wustrau/Ruppiner See
Seit den 1990er Jahren wächst in der Geschichtswissenschaft das Interesse am deutschen Kolonialismus, wie eine zunehmende Zahl an Veröffentlichungen zeigt. Für die Rechts- und insbesondere die Justizgeschichte lässt sich das noch nicht sagen: Den Entwicklungen in den Geisteswissenschaften, der Erinnerungskultur und der öffentlichen Debatte etwa um Straßennamen folgen die hiesigen Jurist:innen – zumindest jenseits des Völkerrechts – nur zögerlich.
Dass es einmal Bezirksgerichte in Daressalam oder Lomé und Obergerichte in Kiautschou oder Samoa gab, wo deutsche Juristen handels-, familien- oder strafrechtliche Fälle entschieden, scheint in der Rechtsgeschichte weitgehend vergessen; öffentlich erinnert wurde immerhin der Justizmord an Rudolf Duala Manga Bell durch das Bezirksgericht Duala 1914. Aber auch Gerichte in der Metropole bis hin zum Reichsgericht hatten mit Rechtsstreitigkeiten zu den „Schutzgebieten“ zu tun, sogar noch nach dem Ende der direkten Kolonialherrschaft.
Die 26. Jahrestagung des Forum Justizgeschichte widmet sich der Rolle von Recht und Justiz im deutschen Kolonialismus. Auch mögliche Fortwirkungen (kolonial)rassistischen Rechts und Rechtswissens kommen zur Sprache. Mit Blick auf die deutschen Kolonialverbrechen soll es schließlich um Fragen von Entschädigung und Restitution gehen.
Freitag, 27.9.2024
15.45 Uhr Begrüßung durch Richterakademie und Vorstand
16.00 Uhr Inhaltliche Kurzeinführung der Tagungsleitung
16.15 Uhr Cornelia Essner, Deutsches Kolonialrecht und das Verbot der „Rassenmischehen“
17.15 Uhr Kaffeepause
17.30 Uhr Alexandra Kemmerer, (Post)Koloniale Rechtswissenschaft zwischen Amnesie und Urteilskraft
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Sabrina Müller: Richard Schmid – eine kritische Annäherung
danach Ausklang/Nachbereitung im Märkischen Keller oder am Seeufer
Samstag, 28.9.2024
09.00 Uhr Merle Iffert, Koloniales Strafrecht
10.00 Uhr Gwinyai Machona, Beleihung vor Gericht: Der Rechtsstreit „Gesellschaft Nordwestkamerun v. Fiskus des Schutzgebietes von Kamerun“(1899-1923)
10.45 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Jakob Zollmann, Vom „Schutz“ im „Schutzgebietsgesetz“ – über kolonial(rechtlich)e Fiktionen
12.00 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr Judith Vöcker, Spuren und Kontinuitäten kolonialrassistischen Rechts im Nationalsozialismus am Beispiel Polens (1939-1944)
14.30 Uhr Kaffeepause
14.45 Uhr Matthias Goldmann, Reparationen für koloniales Unrecht und die Ambivalenz des Kolonialrechts
15.45 Uhr Verleihung des Richard Schmid-Preises 2024 an Katharina Stengel für „Die Überlebenden vor Gericht. Auschwitz-Häftlinge als Zeugen in NS-Prozessen (1950–1976)“
16.45 Uhr Mitgliederversammlung
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Gerd Hankel, Ruanda bis zum Völkermord. Der deutsche Blick auf eine ehemalige Kolonie
Danach Informelle Fortsetzung im Märkischen Keller oder am Seeufer
Sonntag, 29.9.2024
09.00 Uhr Ohiniko M. Toffa, Die koloniale Willkür: Das „Sammeln“ zwischen Kolonialethik und Kolonialrecht
10.00 Uhr Kaffeepause
10.15 Uhr Podiumsgespräch zu Restitutionsfragen (Moderation: Sophie Petry)
11.15 Uhr Abschluss: fish bowl – Tagungsfazit und Ausblick
12.15 Uhr Mittagessen
13.00 Uhr Abreise
Der Teilnahmebeitrag beträgt 195,- Euro für Nichtmitglieder, 175,- Euro für Mitglieder und 90 Euro für Studierende, Referendare und Erwerblose. Darin inbegriffen sind die beiden Übernachtungen samt Vollpension.
Dank der freundlichen Spende eines Mitglieds besteht die Möglichkeit Stipendien an Studierende und Referendare zu vergeben. Senden Sie hierfür bitte bis zum 31. August 2024 eine Bewerbung mit Motivation für den Besuch der Tagung und Lebenslauf an info@forum-justizgeschichte.de
Anmeldungen richten Sie bitte bis zum 15. September 2024 an info@forum-justizgeschichte.de.