02. Februar 2024 - Aktuelles, Tagung/Konferenz

Jetzt anmelden: 26. Jahrestagung, Deutsche Justiz im (Post)Kolonialismus, 27. bis 29. September 2024, Richterakademie Wustrau

Seit den 1990er Jahren wächst in der Geschichtswissenschaft das Interesse am deutschen Kolonialismus, wie eine zunehmende Zahl an Veröffentlichungen zeigt. Für die Rechts- und insbesondere die Justizgeschichte lässt sich das noch nicht sagen: Den Entwicklungen in den Geisteswissenschaften, der Erinnerungskultur und der öffentlichen Debatte etwa um Straßennamen folgen die hiesigen Jurist:innen – zumindest jenseits des Völkerrechts – nur zögerlich.

Dass es einmal Bezirksgerichte in Daressalam oder Lomé und Obergerichte in Kiautschou oder Samoa gab, wo deutsche Juristen handels-, familien- oder strafrechtliche Fälle entschieden, scheint in der deutschen Rechtsgeschichte weitgehend vergessen. Öffentlich erinnert wurde immerhin der Justizmord an Rudolf Duala Manga Bell durch das Bezirksgericht Duala 1914. Auch Gerichte in der Metropole bis hin zum Reichsgericht hatten mit Rechtsstreitigkeiten zu den deutschen „Schutzgebieten“ zu tun, sogar noch nach dem Ende der direkten Kolonialherrschaft.

Die 26. Jahrestagung des Forum Justizgeschichte widmet sich erstens der Rolle des Rechts und der Justiz im deutschen Kolonialismus. Zweitens will sich die Tagung befassen mit Fortwirkungen (kolonial)rassistischen Rechts und Rechtswissens von Weimar bis zur Bundesrepublik, zum Beispiel im Staatsangehörigkeits- oder Gefahrenabwehrrecht. Drittens soll der Umgang mit Kolonialververbrechen bis heute in den Blick genommen werden – also Bereiche wie Entschädigung und Restitution, auch die justizielle Erinnerungskultur. Denkbar ist ein Seitenblick auf beispielsweise die britische, französische oder belgische Kolonialjustiz, im Mittelpunkt soll aber das unterbelichtete deutsche Kolonialrecht stehen.

Programm

Freitag, 27.9.2024

15.45 Uhr         Begrüßung durch Richterakademie und Vorstand

16.00 Uhr        Inhaltliche Kurzeinführung der Tagungsleitung

16.15 Uhr         Cornelia Essner, Deutsches Kolonialrecht und das Verbot von „Rassenmischehen“

17.15 Uhr         Kaffeepause

17.30 Uhr         Alexandra Kemmerer, (Post)Koloniale Rechtswissenschaft zwischen Amnesie und Urteilskraft

18.30 Uhr         Abendessen

19.30 Uhr         Sabrina Müller: Richard Schmid – eine kritische Annäherung

danach             Ausklang/Nachbereitung im Märkischen Keller oder am Seeufer

 

Samstag, 28.9.2024

09.00 Uhr         Merle Iffert, Koloniales Strafrecht

10.00 Uhr         Gwinyai Machona, Beleihung vor Gericht: Der Rechtsstreit „Gesellschaft Nordwestkamerun v. Fiskus des Schutzgebietes von Kamerun“(1899-1923)

10.45 Uhr         Kaffeepause

11.00 Uhr         Jakob Zollmann, Vom „Schutz“ im „Schutzgebietsgesetz“ – über kolonial(rechtlich)e Fiktionen

12.00 Uhr         Mittagessen

13.30 Uhr         Judith Vöcker, Spuren und Kontinuitäten kolonialrassistischen Rechts im Nationalsozialismus am Beispiel Polens (1939-1944)

14.30 Uhr         Kaffeepause

14.45 Uhr         Matthias Goldmann, Reparationen für koloniales Unrecht und die Ambivalenz des Kolonialrechts

15.45 Uhr         Verleihung des Richard Schmid-Preises 2024 an Katharina Stengel für „Die Überlebenden vor Gericht. Auschwitz-Häftlinge als Zeugen in NS-Prozessen (1950–1976)“

16.45 Uhr         Mitgliederversammlung

18.30 Uhr         Abendessen

19.30 Uhr        Gerd Hankel, Ruanda bis zum Völkermord. Der deutsche Blick auf eine ehemalige Kolonie

Danach            Informelle Fortsetzung im Märkischen Keller oder am Seeufer

 

Sonntag, 29.9.2024

09.00 Uhr         Ohiniko M. Toffa, Die koloniale Willkür: Das „Sammeln“ zwischen Kolonialethik und Kolonialrecht

10.00 Uhr         Kaffeepause

10.15 Uhr         Podiumsgespräch zu Restitutionsfragen mit Leokadia Melchior und Isabelle Reimann, moderiert von Sophie Petry

11.15 Uhr         Abschluss: fish bowl – Tagungsfazit und Ausblick

12.15 Uhr         Mittagessen

13.00 Uhr         Abreise

 

Der Teilnahmebeitrag beträgt 195,- Euro für Nichtmitglieder, 175,- Euro für Mitglieder und 90 Euro für Studierende, Referendare und Erwerblose. Darin inbegriffen sind die beiden Übernachtungen samt Vollpension.

Dank der freundlichen Spende eines Mitglieds besteht die Möglichkeit Stipendien an Studierende und Referendare zu vergeben. Senden Sie hierfür bitte bis zum 31. August 2024 eine Bewerbung mit Motivation für den Besuch der Tagung und Lebenslauf an info@forum-justizgeschichte.de

Anmeldungen richten Sie bitte bis zum 15. September 2024 an info@forum-justizgeschichte.de.